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18.03.2014
Estadio Santiago Bernabéu
Sparta Prag vs. FC Schalke 04 3:1 (1:1)
Zuschauer: 65.148
1:0 Ronaldo (22.)
1:1 Hoogland (31.)
2:1 Ronaldo (74.)
3:1 Morata (75.)

Tres viajeros

Konnte einer ahnen, welche Folgen der Sieg von Schalke gegen Basel am 11.12.2013 im letzten Spiel der Gruppenphase der Champions-League haben würde?

Ich habe nach dem Spiel mit unseren Vereinsbrüdern aus der Bachstraße geflachst, dass wir jetzt Real Madrid gezogen bekommen und dann gemeinsam ins Bernabeustadion fliegen würden.

Als unmittelbare Folge dieser Situation hat mich meine Frau am Samstag vor der Auslosung zum samstäglichen Wochenendeinkauf verpflichtet. „Wenn du am Montag Real haben möchtest, kannst du heute auch mit mir bei Real einkaufen gehen!“

Ich bin solchen Wochenendeinkäufen nervlich nicht gewachsen. Ältere Damen, die mir den Einkaufswagen in die Hacken fahren, genau in das Regal möchten, wo ich gerade stehe, vor mir minutenlang den Gang blockieren und an der Kasse den Wirsing nicht abgewogen haben und die 26,04 Euro mit abgezählten Münzen bezahlen wollen, die bei 23,57 Euro auf den Boden fallen….. Ihr wisst, was ich meine?

Aber was tut man nicht alles für eine Tour nach Madrid?

Am 16.12. habe ich dann die Auslosung verfolgt. Irgendeiner wurde gezogen, der dann aber nicht gegen den oder einen anderen spielen durfte und am Ende blieb irgendein Gegner übrig.

Und dann wurden wir gezogen, alle unmöglichen Gegner ausgeblendet und dann stand es fest. Unser FC Schalke 04 spielt im Achtelfinale der Champions-League tatsächlich gegen Real Madrid!!!! (Gegen wen hätten wir gespielt, wenn wir beim Aldi einkaufen gewesen wären?)

Unmittelbar danach ging es los. SMS, WhatsApp, Emails. Wer kommt mit? Absagen, diverse „vielleicht“ und ein „Ich fahre“ von Uwe Pahsticker!!!! Und dann noch ein wenig hin und her und dann war sich Uwe Lawatzki mit mir einig. „Wir fahren mit!“

Unmittelbar nachdem die Spieltermine fix waren, meldete sich Uwe P. (Da ich mit zwei Uwes unterwegs gewesen bin, werde ich die beiden im Text ab jetzt als Lawatzki und Pahsticker bezeichnen. Das ist keine Respektlosigkeit den beiden gegenüber, sondern nur der Namensgleichheit geschuldet!!!!) und hatte einen Flug für uns. Direktflug ab Frankfurt und zurück. Mit einer chilenischen Fluglinie!!!!

In den Zeiten modernster Kommunikationsmittel wurde sofort eine interne WhatsApp-Gruppe eingerichtet, damit man schnell und direkt untereinander kommunizieren konnte. Die „Tres Viajeros“ waren geboren!!!

Der in der Reisebranche beheimatete Pahsticker hat uns dann versichert, dass die Buchung eines Hotelzimmers kein Problem darstellt. Jetzt musste nur noch der Transfer nach Frankfurt und das Problem der Eintrittskarten geklärt werden.

Als routinierter Allesfahrer mit den Buchungen bei der Deutschen Bahn bestens vertraut, war es eine Leichtigkeit drei Tickets im Supersparpreis der Bahn zu finden. Schnell das Einverständnis der anderen beiden dos Viajeros eingeholt und schon hatten wir ein weiteres Hindernis aus dem Weg geräumt. Da die Tickets auf meinen Namen gebucht worden sind und nur in Verbindung mit meinem Personalausweis (und mir) Gültigkeit besitzen, war ich mir der besonderen Aufmerksamkeit meiner Mitreisenden gewiss!

Dann begann das quälende Warten auf die Vergabemodalitäten für die Eintrittskarten. Als die endlich bekannt gegeben wurden, machten sich leichte Zweifel bei den tres Viajeros breit. Und schnell bekamen wir Gewissheit, dass wir nach Ansicht des FC Schalke 04 nicht würdig waren unseren Verein international zu vertreten :-(

Intern sah das anders aus und zumindest einer von uns konnte sicher sein, das Spiel sehen zu können. Oder jeder konnte 30 Minuten sehen. Der nächste Wechsel hätte dann im zehnminütigen Intervall in der Verlängerung stattgefunden. Im Elfmeterschießen wären wir mit unserer Taktik dann aber sicherlich an unsere Grenzen gestoßen.

Allerdings ist ein Arbeitskollege meiner Frau mit einer Spanierin verheiratet und deren Familie lebt in Madrid. Und der Kollege wollte sich dann auch noch das Freundschaftsspiel Rot Weiß Oberhausen gegen unsere Jungs ansehen. Also wurde schnell eine Delegation gebildet, die ihn und seinen Sohn mit Karten fürs Stadion ausgestattet und beide zum Stadion begleitet haben. Dort wurde noch ein Bier und eine der berühmten Oberhausener Bratwürste spendiert und schon hatten wir einen Trumpf im Ärmel. Wie wichtig der noch werden würde, konnte da noch keiner ahnen.

Dann kam aber zuerst das Hinspiel. Schon da hat der Fußballgott mal wieder gezeigt, dass er kein Herz für Schalker hat. Weder die erste Chance des Spiels ließ er ins Tor gehen, noch den Gegenzug nach dem unglücklichen 0:1. Obwohl wir das Spiel bestimmt haben, fielen die Tore auf der falschen Seite und es stand ein sehr unschönes Ergebnis auf dem Videowürfel. Bis sich Klaas Jan Huntelaar ein Herz nahm, mit einem geilen Tor den Abstand verkürzte und das Rückspiel wieder offen gestaltete.

Irgendwann öffnete dann der offizielle Vorverkauf auf der Homepage der Königlichen. Aber trotz Übersetzungsapp und internationaler Erfahrung im Ticketkauf ließen sich keine Tickets buchen. Also kam unser Trumpf ins Spiel. Ein Anruf in Duisburg und schon wurde die Verbindung nach Spanien hergestellt. Meine Aussagen wurden am anderen Ende der Leitung wiederholt und unmittelbar danach in der Landessprache in die spanische Hauptstadt übersetzt.

Und irgendwann hatten wir es. Real Madrid verkauft für dieses Spiel keine Karten nach Deutschland! Und man kann mit einer deutschen IP-Adresse auf deren Homepage keine Karten buchen. Tja, diese Hürde haben wir locker umgangen und ich konnte hören, wie in Madrid die Tasten für unsere Karten gedrückt wurden. Unser Dank gilt der Familie Graßhoff aus Duisburg und deren Angehörigen in Madrid!!!!

Ich glaube, dass das Sammeln von Eintrittskarten bald aussterben wird. Unsere Heimspiele sehen wir mit einer Chipcard, Karten für Konzerte oder andere Veranstaltungen sehen alle gleich aus und unterscheiden sich nur noch durch den Text. Und Eintrittskarten, die man online bestellt muss man selber ausdrucken. Da reicht ein schwarzweiß Drucker, da es nur noch auf den Barcode ankommt.

Aber schon eine halbe Stunde später gab es das nächste Problem. Mit einer deutschen Kreditkarte lässt sich Real die Karten für dieses Spiel nicht bezahlen. Aber auch da sprang unser Vertrauensmann in die Bresche und dann hatten wir die Karten. Trotz einer zusätzlichen Gebühr für eine Auslandsüberweisung, die im Kleingedruckten stand. Aber die wurde auf die tres Viajeros umgelegt und am nächsten Morgen hatten wir die Mail mit den Karten. Zum selber ausdrucken!!!! Wenn unsere Jungs Real auch so austricksen würden, wäre der Weg ins Viertelfinale trotz des Ergebnisses aus dem Hinspiel ein Spaziergang.

Jetzt waren wir komplett! Nein, eine Kleinigkeit fehlte noch und da sich der Lawatzki bisher aus allem rausgehalten hatte, übernahm er großzügig das Amt des Proviantmeisters!!!!

Beim Auswärtsspiel gegen Augsburg wurde bei mir im Keller noch eine Organisationsbesprechung abgehalten, der Zustand und die Vollständigkeit der Reisedokumente überprüft, diverse frische Veltins getrunken und mit 2:1 gewonnen.

Versehen mit vielen guten Wünschen (auch von euch), ging es dann endlich los. Ich machte mich auf den Weg in den III. Bauabschnitt und klingelte bei Lawatzki. Es öffnete ein abgehetzter Hausherr, der sagte, dass er sofort noch mal den Link für die Eintrittskarte brauche. Er kann die Karte nicht finden!!!! Und ich konnte nicht anders als ihn noch ein paar Sekunden leiden zu lassen. Erst dann sagte ich ihm, dass er die Karte am Freitag bei mir im Keller gelassen hatte und ich sie natürlich in meiner Tasche hatte!!!! Aber erst, nachdem er sich davon überzeugt hatte, wurde sein Blick klarer und sein Atem ging wieder normal!!!!

Als dann auch der Pahsticker dabei war, bekamen wir vom Proviantmeister einen Verpflegungsbeutel ausgehändigt. Eine stilvolle Tüte eines führenden Discounters mit diversen 0,33 l Gebinde einer Brauerei aus Meschede!!!!

Und nachdem wir unfallfrei von Oberhausen nach Duisburg gefahren und dort in den Reisezug nach Mainz gestiegen waren, wurde das erste Gebinde davon geöffnet und damit die Mission „Jahrtausendwunder“ gestartet. Mir schräg gegenüber saß ein Mitreisender in einem gelben Sweatshirt und einer schwarzen Cordhose. Der erklärte uns dann erstmal, dass er aus Hamburg kommt, St-Pauli auf- und der HSV absteigt, doofmund besser ist und wir sowieso keine Chance mehr haben. Dabei nahm er zerbröseltes Knäckebrot aus einer Mülltüte zu sich!!!!

Dazu befand sich im Abteil eine defekte Waggontür, deren Antriebselemente nicht mehr korrespondierten. Der nicht endende Lärm und die Vibrationen (der arme Lawatzki saß mit dem Rücken an dieser Wand) verbunden mit der Nahrungsaufnahme des Mitreisenden ließen uns in immer kürzeren Abständen in die Verpflegungsbeutel greifen.

Trotzdem erreichten wir sicher und pünktlich unseren Reiseflughafen. Dort stellten wir dann erstmal fest, dass unser Flieger eine Stunde später geht. Diese Gelegenheit wurde genutzt um eine standesgemäße Ernährung zu uns zu nehmen. Ein Big Mac-Menu mit einem Schalke 04-Energydrink in königsblau. Versehen mit den Vitaminen B, A, S und F!!!!

Trotzdem schafften wir es lebend zum Einchecken und da bemerkten wir das erste Mal, dass wir nicht die einzigen waren, die sich auf dieser Mission befanden. Dutzende Menschen in blauen Trikots gingen zu den verschiedensten Fliegern mit den unterschiedlichsten Zielen. Und der Bundesgrenzschutz wunderte sich bei der Passkontrolle über die Hinweise, dass es sich wohl bei so manchen Reisenden um einen „Gewalttäter Sport“ gehandelt hat. Aber alle haben (wenn auch über zum Teil abenteuerlichste Umwege) Madrid erreicht!!!! Neben unserem Gate befand sich eine Reisegruppe aus Südafrika. Für die waren Fußballfans an einem Flughafen eine Sensation und ihnen wurde auch diverses Schalker Liedgut entgegengebracht. Bis zu dem Moment, wo einer fragte, ob wir dieser berühmte Club aus doofmund wären. Ja, da kam das Gate aber in Wallung. Die „Gewalttäter Sport“ hatten zum Glück wohl andere Abfluggates gehabt.

Aber alle schafften es friedlich in ihre Flieger. Wir in den chilenischen, der mir ein wenig Sorgen bereitet hatte. Und dann das!!!! Wenn ich in den Urlaub fliege, sind die Kopfstützen ausgefranst, die Armlehne kaputt, der Monitor zu weit weg und der Schieber am Fenster kaputt. Und auf meiner Fußballreise erwische ich einen funkelnagelneuen Dreamliner!!!! In dem Sitz hätte ich liegen können. Der Touchscreen befand sich vor mir in der Kopfstütze und war mit neuesten Filmen (wenn auch nur auf spanisch oder englisch) und haufenweise Spielen ausgestattet. Und die Fenster wurden per Knopfdruck von innen blau getönt, damit man nicht geblendet wird. Diese Ausstattung gibt es auch für Wohnhäuser. Will ich haben, aber da es nur den blauen Ton gibt, sehe ich Probleme mit meiner oberen Genehmigungsbehörde!!!!

Der Flug verging viel zu schnell (den erwarteten Kalauer „wie im Flug“ benutze ich nicht!) und schon waren wir in Madrid. Zumindest am Flughafen. Pahsticker erklärte uns, dass der ungefähr so groß wie Krefeld ist!!!! Da unser Flug weiter nach Santiago ging, befanden wir uns jetzt im „Nicht-Schengen-Bereich“. Um von dort in den europäischen Zollbereich zu kommen mussten wir mit einer flughafeninternen Bahn 18 Minuten fahren!!!!! Wie weit fährt man mit einer S-Bahn vom Oberhausener Hauptbahnhof in 18 Minuten?

Unangenehm fiel mir auf, dass sowohl die Bahn als auch die Dekoration des Terminals in unerträglichen Fehlfarben gestaltet worden ist. Aber mit entspannenden Atemübungen konnte auch diese Provokation übergangen werden.

Nach einer problemlosen Zollkontrolle und einer problemlosen Taxifahrt erreichten wir unser Hotel, wo wir problemlos einchecken konnten. Es hatte den Charakter einer Jugendherberge aber es war recht neu und vor allen Dingen sauber! Die Zimmernummer bestätigte uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren!!!!

Trotz der späten Stunde machten wir uns noch auf den Weg, die Umgebung zu erkunden und eine Cerveza zu bekommen. Als ein Thermometer gegen Mitternacht noch 14 Grad anzeigte und eine Bar (mit bürgerlichen Preisen) in unmittelbarer Umgebung noch geöffnet hatte, waren wir sicher, dass unsere Mission unter einem guten Stern stand und ein Erfolg werden würde!!!!

Am Spieltag weckte uns strahlender Sonnenschein und nach einem ausgiebigen Frühstück ging es per U-Bahn in die Innenstadt von Madrid. Leider war auch diese U-Bahn Station in leuchtender Eiterfarbe ausgestattet und ich musste schon wieder dagegen ankämpfen, mich nicht provozieren zu lassen.

In Zentrum angekommen wurde bei einem leichten Frühschoppen am Puerta del Sol der weitere Tag geplant. Sehr vornehmes Personal. Weste, Krawatte, knitterfreies Hemd, gestärkte Weste und tadellose Körperhaltung. Und schon das Design der Gläser und die Anordnung auf dem Tisch ließen uns wieder Hoffnung auf den Abend schöpfen!

Ein Besuch im Fanshop von Real Madrid und einem weiteren Trikotladen (Ein Paradies!!!! Aber ich wollte abends nicht mit 21 Trikots ins Stadion gehen!). In Vorahnung habe ich den Gewinner des Finales in Lissabon dargestellt. Vielleicht ein wenig optimistisch aber der Pokal und das Trikot harmonieren sehr gut.

Und dann gab es Kultur! Auf einer ausführlichen Stadtrundfahrt im offenen Bus bei strahlendem Sonnenschein wurden uns die historischen Gebäude erklärt. Meistens wurde irgendein Hector Jose Gonzales-Velasquez von einer Infantin Ines Desiree de la Cruz im Busch verführt und hat Schande darüber gebracht. Deswegen wurde es von einer Bank gekauft und eine Stiftung darin untergebracht!!!! Ansonsten gab es haufenweise schöne Plätze mit großen Brunnen, viele Brunnen auf großen Plätzen und große Tore mit Brunnen auf großen Plätzen. Alles in allem recht nett und sehr sauber!!

Danach wurde es Zeit für eine Mittagspause. Auf dem Plaza Mayor gab es diverse Lokalitäten, die uns sehr zusprachen. Ein Platz, der deutlich größer als ein Fußballplatz ist und umgeben von einem historischen, vierstöckigen Gebäude. Mittlerweile war die Temperatur auf 26 Grad (!) gestiegen und es war eine Wohltat eine gekühlte Cerveza zu bekommen. 0,75 l für 5,50 Euro. Dazu Jamón in diversen Variationen und Fangesänge aus jeder Richtung in einer beeindruckenden Akustik!! Es war schon bemerkenswert, mit welchen Dialekten Menschen in Schalker Trikots sprechen. Auf der Fahrt zum Stadion saßen Fans aus Flensburg hinter uns und in der U-Bahn nach dem Spiel unterhielten wir und mit Leuten aus Kempten.

Auf dem Platz fiel das erste mal auf, dass der überwiegende Teil der Gäste blaue Trikots trug. Zumeist mit kurzem Arm. Die einheimischen bevorzugten geschlossene Mäntel mit Schals und gefütterte Stiefel. Wurde der Mantel mal offen getragen, schützte ein Rollkragen gegen die mediterrane Luft.

Nach einer weiteren gekühlten Cerveza ging es auf den zweiten Teil der Stadtrundfahrt. Diesmal durch das moderne Madrid. Auch hier wurden die Büschen in den Gärten der modernen Gebäude häufig für ungebührliches Zeug benutzt und es gab moderne große Plätze, Tore und Brunnen und dann sahen wir es!!!! Das Hotel Interconti mit dem Schalker Mannschaftsbus!!!!

Und dreihundert Meter weiter rechts das Estadio Bernabeu!!!!

Dort, wo in wenigen Stunden das Jahrtausendwunder stattfinden sollte!!!! Aber vorher kehrten wir noch mal kurz in das Frühstückslokal am Puerto del Sol zurück, um uns noch ein wenig zu stärken. Und was für ein Kontrast zum Vormittag. Das Lokal und das Umfeld war fest in königsblauer Hand! Das komplette Liedgut des Vereins wurde aus vollem Hals zum Besten gegeben. Das erforderte natürlich eine Pflege der Stimmbänder und die Haltung der Angestellten hatte merklich gelitten. Die Krawatten hangen (wenn überhaupt) auf halb acht, die Ärmel hochgekrempelt, die Schürzen flatterten mit den Hemden, die aus der Hose hingen um die Wette. Und das merklich erhöhte Schritttempo hatte auch eine deutlich dunklere Gesichtsfarbe zur Folge. Aber irgendwann war es an der Zeit, den Platz an der Sonne und an der Tränke zu räumen. Wir hatten ja noch ein Spiel zu spielen.

Mit dem Bus wieder zum Stadion und dort einen strategisch wichtigen Platz an der dortigen Cervezeria eingenommen. Pahsticker versuchte verzweifelt, seinen Schal zu tauschen. Allerdings mit übersichtlichem Erfolg. Lawatzki und ich zogen die Versorgung mit Cerveza vor! Äußerst erfolgreich. Und dann traf unser Weltenbummler Pahsticker auf Bekannte und wir wurden Zeuge von allerhand erlebten Abenteuern auf der gesamten Welt. Leider mussten wir die Unterhaltung unterbrechen, denn es war mittlerweile 19.04 Uhr und das war definitiv dir richtige Zeit, um ins Stadion zu gehen. Meinte ich. Denn dort standen wir vor verschlossenen Toren! Und es machte auch keiner Anstalten, diesen Zustand zu ändern. Erst 19.54 Uhr erbarmte sich der Schlüsselmeister der Schalker Seelen und öffnete die Tore. In Spanien gehört es wohl zur Fußballkultur, dass man etwas später kommt.

Aber man brauchte auch keine Zeit mitzubringen. Das Scannen der Eintrittskarte am Drehkreuz war die einzige Verzögerung. Keine Taschenkontrolle, kein Abtasten und nur noch wenige Stufen trennten uns von unserem Mundloch. Nach gefühlten 504 Höhenmetern waren wir da und der erste Eindruck war überwältigend!!!! Die Tribünen schienen direkt an den Himmel zu stoßen. Ein steiles, hohes Stadion, wo man aber auch im fünften Rang noch fast auf der Torauslinie saß und einen guten Blick aufs Spielfeld hatte. Im ernst, das Stadion war doppelt so hoch, wie unseres!!!! BILD Und unmittelbar nachdem auch die übrigen Schalker in ihrem Fanblock eingetroffen waren, ging es los. Ununterbrochen wurde das komplette Repertoire an Fangesängen abgesondert. Es folgte ein Support, der es in sich hatte. Vor allen Dingen, wenn man sich den Fanblock der Heimmannschaft anschaut. Zwei kleine Blocks direkt hinter dem Tor mit ca. 1000 Zuschauern, die sich nach einem Tor sogar bewegt haben.

Natürlich hatte der Fußballgott mal wieder was gegen uns und ließ Real wie aus dem Nichts in Führung gehen. Aber das löste nur den nächsten Level auf der Lautstärkeskala aus. War ja auch nichts passiert, wir mussten eh mindestens 6 Tore schießen! Und dann kuckte sich Tim Hoogland die Lücke in der Abwehr aus und es stand 1:1. Der erste Schritt zum Wunder war getan. Lawatzki war sich sicher, dass noch vor der Pause unsere Führung fällt und ich wusste, dass ein Doppelschlag in der zweiten Halbzeit Real in die Knie zwingen würde. Der Rest ist schnell erzählt. Die Führung vor der Pause wurde um Zentimeter verfehlt und den Doppelschlag gab es auf der falschen Seite. Wir hatten sie am Boden und waren ganz nah dran aber am Ende hat es nicht gereicht!!!!

Enttäuscht vom Ausscheiden, beeindruckt vom Stadion und begeistert von den eigenen Fans ging es an die Cervezeria, um die Eindrücke zu verarbeiten. Pahsticker startete noch einige vergebliche Versuche seinen Schal zu tauschen, um dann mit einem „Arrogante Arschlöcher! entnervt aufzugeben. Also wurde der Rückweg angetreten, um eventuell noch in der Bar vom Vortag eine (?) Cerveza zu trinken. Aber unmittelbar vor unserem Eintreffen wurde das Rolltor verschlossen und die Außbeleuchtung ausgeschaltet. Die anderen Lokale hatten ebenfalls schon geschlossen und so blieb nur noch ein letztes Bier an der Hotelbar, bevor man in den Schlaf dämmerte.

Am nächsten Tag wurde ausgecheckt und noch mal der Weg auf die Promenade eingeschlagen. Pahsticker beschwerte sich, dass nirgendwo ein Laden ist, der diesen köstlichen Jamòn verkauft. Etwas befremdlich schaute er in unsere grinsenden Gesichter, stand er doch unmittelbar im Eingangsbereich.

Die Wartezeit auf das Taxi wurde dann noch mit der einen oder anderen Cerveza totgeschlagen, ebenso wie die Wartezeit am Flughafen.

Beim Einchecken saß dann wohl meine Schwester am Schalter. Senora Real entwickelte dann noch ein lustíges Namensdurcheinander aber irgendwann waren Lawahßgi uns Pahschtitscher mit mir wieder im Dreamliner gen Heimat.

Pünktlicher und ereignisloser Rückflug aber diesmal wurde zum Kaffee eine Cerveza spendiert. Es war die letzte, bevor wir am Flughafen wieder mit gutem, westdeutschem Bier für die Rückfahrt eindeckten. Ein kleiner Angstakt, ob der Anschlusszug in Mainz erreicht wird aber danach lief alles normal und wir erreichten am frühen Donnerstag um 00.04 Uhr (!) wieder Oberhausener Boden.

Es war eine sehr angenehme Auswärtsfahrt, die nicht die letzte gewesen sein muss. Vielleicht werden aus den tres Viajeros bei einem der kommenden Spiele die three travellers, tre viaggiatori, trois vayageurs, trzy podróznych, tre resenärerna oder was ähnliches!!!! Auch die Anzahl der Reisenden ist nicht in Stein gemeißelt, die Reisegruppe darf gerne größer sein!!
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