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05.11.2015
Generali-Arena
Sparta Prag vs. FC Schalke 04
Zuschauer: 17.352
1:0 Lafata (6., Kopfball, Marecek)
1:1 Geis (21., Foulelfmeter, Rechtsschuss, Goretzka)


Europapokal ist unsere Zeit

Es war mal wieder soweit. Europapokal!!!! Zwar ging es nicht in der Champions-League gegen die großen Vereine, sondern nur in der Euro-League gegen Sparta Prag aber wenn unser Verein spielt, ist es egal wo, wann, gegen wen und in welchem Wettbewerb!!!! Zumal der ehemalige UEFA-Cup-Wettbewerb seit 1997 immer noch äußerst angenehme Erinnerungen auslöst!

Wir Viajeros hatten die latente Idee unsere Mannschaft irgendwohin zu begleiten und schnell favorisierte sich Prag als Reiseziel. Also ging es die üblichen Probleme abzuarbeiten. Wer fährt mit, wie kommen wir an Karten, womit kommen wir nach Prag?

Aber als routinierte Reisende in Sachen Fußball bekommt man mit der Zeit eine gewisse Erfahrung. Die Planung begann allerdings mit einem Dämpfer. Unser ältester und weisester Viajero, der Sportkamerad Pahsticker war durch eine berufliche Fortbildung verhindert. Da diese Fortbildung in Peru stattfand, brauchte auch gar nicht über eine eventuelle Möglichkeit einer alternativen Anreise gesprochen werden.

Natürlich erklärten sich die weiteren Ur-Viajeros Lawatzki und König bereit, ihre reichhaltigen Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Sportkamerad Förster war von der letzten Fahrt (trotz einiger Missgeschicke) so begeistert, dass er sofort seinen Beistand für die Reise anbot und die Novizen Noback und Kolleker stellten ihr Debut in Aussicht. Der Vereinsbruder Ebus befand sich während der Planung im Urlaub und musste absagen, da er keinen Zugriff auf seine dienstliche Terminplanung hatte.

Bei einem Stadion mit einem Fassungsvermögen von 20000 Zuschauern wurde gar nicht erst versucht, über unseren Verein eine Karte zu erhalten. Die Demütigung für nicht würdig erachtet zu werden, wollten wir uns ersparen! Aber es kann ja sooo einfach sein. Man geht auf eine offizielle tschechische Ticketbörse und bestellt einfach 5 Karten, lässt sich den Barcode schicken, druckt diese aus und ist im Besitz von gültigen Eintrittskarten!!!!

Und da der Kollege Noback gerade in der virtuellen Welt aktiv war, hat er bei der Gelegenheit auch gleich drei Zimmer in einem Hotel bei Prag gebucht. Also war in Prag alles organisiert, es fehlte nur noch der Transfer in die goldene Stadt.

Es boten sich drei Möglichkeiten. Unsere übliche Anreise durch die Luft zerschlug sich A: durch unsere Truppenstärke und B: durch den Preis. Das sind halt die Auswirkung der Liedzeile eines unserer Fanlieder….“und gehen die Schalker auf die Reise!“ Fünf bezahlbare Flugtickets möglichst in einem Flieger waren mittelfristig nicht realisierbar.

Der Möglichkeit einer Bahnreise stand die Alternative Fernbus gegenüber. Und nach eines Abgleiches von Reisezeit und Reisepreis entschieden wir uns für den Bus!!!! Nach der Aufteilung der Versorgung waren die Planungen abgeschlossen und wir konnten ganz entspannt auf den Reisetag warten. Bis zu dem Moment, wo uns gewahr wurde, dass Tschechien noch eine eigene Währung hat!!!! Doch dank der guten Verbindungen des Königs zu führenden Geldinstituten wurde auch diese Klippe umschifft und es war jetzt wirklich an alles gedacht!!!!

Aber bevor wir am 04! November in den Bus steigen konnten, wäre dem Bierwart Noback beinahe ein übler Lapsus unterlaufen. Eine Nachfrage nach der Temperatur der in 0,5 l Weißblechgebinden abgepackten flüssigen Bordverpflegung aus Meschede wurde mit der Aussage:“ Das packe ich eine Stunde vorher ins Eisfach!“ beantwortet. Da schellten bei den beiden erfahrenen Viajeros Lawatzki und König sämtliche Alarmglocken. Bei schockgekühltem Bier entwickeln die Bitterstoffe eine unagenehme Geschmacksveränderung. Daher sollte Bier immer in angemessener Geschwindigkeit gekühlt werden. Wofür haben wir denn diverse Bildungsreisen nach Meschede und Burgsteinfurt unternommen? Umgehend wurde Kollege Noback seines Amtes als Bierwart enthoben und durch den König ersetzt. Dieser verfügt über ausreichende Kühlmöglichkeiten und konnte die sich anbahnende Krise abwehren.

So trafen sich die Viajeros pünktlich an der Oberhausener Haltestelle „Bachstraße“ um ihren Auswärtsfahrten ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Dort erlebten sie in Sachen fester Verpflegung eine noch nicht gekannte Dimension. Debütant Kolleker führte sich damit ein, dass er jedem seiner Mitreisenden eine (königsblaue) Lunchbox aushändigte. Nicht nur, dass sie ausgewogen und reichhaltig gefüllt war. Nein, es wurde auch noch auf den jeweiligen Geschmack eingegangen. Ein Reiseauftakt, der unsere Augen mit Tränen der Dankbarkeit füllte. Aber trotz dieses rührenden Momentes behielt der Kommunalbeamte Lawatzki die Übersicht und wies auf den Fettgehalt der jeweiligen Boxen hin und verteilte eine erste (eisgekühlte) Kompensationseinheit und wurde direkt in den Rang des Medizinalviajeros versetzt!!!!

Am Essener Bussteig wurde bei einem ersten Veltins (tadellos gekühlt) ein weiterer Kuemmerling gegen die aufkommende Reisenervosität gereicht und der separat angereiste Viajero Förster in Empfang genommen. Wir waren komplett und es konnte losgehen. Aber vorher wurde Integration gelebt. Ein Mitbürger aus Palästina fragte uns nach dem Weg nach Berlin. Es entwickelte sich ein Gespräch (in Englisch) und wir erfuhren einiges über die Heimat, den Werdegang und der Zukunft des jungen Mannes. Ein angebotenes Getränk lehnte er mit einem Hinweis auf das Alkoholverbot seiner Religion ab und er bedankte sich herzlich für unsere freundliche Hilfe, als sein ankommender Bus unser Gespräch beendete.

Und dann kam auch unser Bus. Mit viel Glück bekamen wir im oberen Bereich noch 5 Plätze einigermaßen nah beieinander. Der Bus hatte schon in einigen Städten Passagiere aufgenommen und war ausgebucht. Leider hatten einige der Mitreisenden einen anderen hygienischen Standard als wir es gewohnt sind. Noch dazu hatten einige der am übelst riechenden Personen sich auch noch ihres Schuhwerks entledigt, was den Beginn unserer Fahrt zu einer Zumutung machte. Selbst einige schnelle Dosen Bier, der Inhalt unserer Lunchboxen oder der eine oder andere Kuemmerling machten die Lage nicht erträglicher.

Was sich sonst noch im Bus abspielte, kann ich nicht wiedergeben, da ich mich der weiteren Wahrnehmung verweigerte und einigermaßen passabel eingedöst bin. Allerdings bin ich schon in Halle durch rege Betriebsamkeit im Bus aufgewacht, die durch haufenweise aussteigende Passagiere ausgelöst wurde. Zum Glück verließen uns dort die am gröbsten stinkenden Existenzen. Die Fahrt bis Dresden konnten wir in einer neuen Sitzordnung bei einem (oder noch einem) Bier genießen. Die absolut ebenen Autobahnen vermittelten kaum gekannten Fahrkomfort und wir erreichten gegen 06.30 Uhr die goldene Stadt!!!!

Bei einem ersten Kaffee in der Nähe des Busbahnhofes nahmen wir Kontakt zur einheimischen Bevölkerung auf. Eine junge Dame namens Monika mit einem strahlenden Lächeln nahm unsere Bestellung entgegen und servierte uns das gewünschte an den Tisch. Ein Kaffee landete auf dem Boden, einer zu viel an unserem Tisch und das ganze kostete umgerechnet keine 3 Euro. Die Kollegin hatte schon mal einen bleibenden Eindruck hinterlassen!!!! (Wer in dem Laden den Code für die Toilettenbenutzung nicht eingeben konnte, bleibt in Prag. Aber auch in Deutschland müssen immer alle Zeichen des Codes eingegeben werden:-))

Leicht gestärkt steuerten wir auf das vermeintlich nächste Abenteuer zu, den Erwerb einer Tageskarte für den öffentlichen Personennahverkehr. Aber auch das ging mir schon bald zu glatt. Jeder eine Karte für knapp 5 Euro gekauft, die den Busverkehr, die U-Bahn, die S-Bahn und die Straßenbahn einschloss. Jetzt waren wir aber hervorragend ausgerüstet und machten uns auf den Weg ins Hotel, das etwas außerhalb von Prag lag. Mit dem Bus in etwa eine dreiviertel Stunde durch die Vororte und nach einem mittleren Fußmarsch standen vor unserem Hotel. Ein erster Eindruck war ernüchternd, da gerade die Fassade renoviert wurde. Und auch innen wurde es nicht besser. Die Zimmer waren zweckmäßig und eher als rustikal zu bezeichnen. Der Gesamteindruck war bescheiden, an der Grenze zur Schäbigkeit. Aber Scheiß drauf, für eine Nacht wird es schon reichen.

Also haben wir uns mal eben kurz frisch gemacht und uns dann im Frühstücksraum des Hotels getroffen. Aber wie es der Teufel so wollte, war das gar nicht der Frühstücksraum, sondern die äußerst einladend wirkende Schankstube!!!! Da wussten wir schnell, wie wir die Eingewöhnung an die fremde Luft in Angriff nehmen konnten. Und wieder zeigte sich Prag von seiner besten Seite. Eine fast freundliche Bedienung brachte uns fünf große, perfekt gezapfte bernsteinfarbene Biere einer einheimischen Brauerei. Es war zwar noch nicht Mittag aber eine solche Gelegenheit darf man sich nicht von einer (angeblich) unpassenden Uhrzeit zerstören lassen. Dem einen oder anderen war anzusehen, dass er in Demut vor diesem Bier ein kurzes innerliches Dankgebet gesprochen hat. Eigentlich hätten wir dort schon versacken können aber draußen wartete Prag und außerdem hatten wir noch ein Spiel zu spielen!!!!

Zur Fahrt in die Stadt nahmen wir die S-Bahn. Äußerst konzentriert verglichen wir die draußen vorbeiziehenden Bahnsteigschilder mit dem Streckenplan. Keine ganz einfache Aufgabe, da die Anordnung der Buchstaben optisch für Westeuropäer äußerst ungewohnt und zur Aussprache kaum geeignet ist. Aber irgendwann waren wir am Bahnhof und nahmen das Abenteuer Großstadt in Angriff!!!!

Die Innenstadt ist sauber und recht übersichtlich. Alles ist per Bus oder Straßenbahn zu erreichen aber gerade zu Fuß kann man alles mitnehmen. Dort gepflegte Jugendstilbauten in verwinkelten Gassen und hier der mondäne Boulevard mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten am Wenzelsplatz. Aber nach einem ausführlichen Spaziergang bei frühlingshaften Temperaturen im strahlenden Sonnenschein regte sich trotz der üppigen Lunchboxen im Bus mittlerweile wieder der Hunger. Und viel schlimmer noch, der Durst!!!!

Also wurden die umliegenden Lokalitäten gründlicher in Augenschein genommen, bis irgendwann die appetitlichste Bierreklame den Ausschlag gab. Dabei entdeckten wir einen Zeitungsstand mit diversen Zeitschriften, die das Gesicht von Karel Gott abbildeten. Auch wenn wir die Bedeutung des Textes nicht entziffern konnten, erkannte jeder von uns, dass dessen Lage ernst war. Und an einer benachbarten Kirche mischten wir uns unter die Menge, die vor auf dem Boden stehenden, brennenden Kerzen stand und sang. Wir fassten uns an den Händen uns stimmten beim Refrain mit ein. Ein „Babicka“ kann bestimmt nicht schaden, wenn es um das Leben einer solch bekannten Schlagerikone geht!

Aber dann wurde es wirklich Zeit zur Einkehr!!!! Wer gibt in Prag einem Lokal mit Tuborg im Ausschank den Vorzug, wenn nebenan originales Budweiser ausgeschenkt wird? Und wir haben es gut getroffen. Wieder gut gezapftes, perfekt temperiertes und aromatisches Bier in angenehmen Gläsern. Und schon bei der dritten Runde hatte sich jeder was aus der deftigen Küche ausgesucht. Es begann mit einer Cesnécka, einer böhmischen Knoblauchsuppe mit geröstetem Brot, ging weiter mit Gulasch, Ente und böhmischen Knödeln und endete mit einigen Becherovkas für den Magen!!!! Dazu wurde zum Wohle Karel Gotts immer mal wieder die eine oder andere Zeile von Babicka gesungen und auch der Schlager „Monika“ von Ulli Martin wurde in Erinnerung an die junge Bedienung aus dem Kaffee am frühen Morgen zum Besten gegeben.

Und was passiert, wenn satte Menschen einen Plan für den weiteren Nachmittag machen? Sie verschieben alles Weitere auf morgen und verharren in diesem gemütlichen Ambiente. Zumal auch jeder einen toten Punkt überwinden musste. Der Tag war doch sehr lang und eine kurze Rast im Hotel nach der Busfahrt eine ratsame Alternative hätte sein können. Trotzdem war es irgendwann Zeit zum Aufbruch. Unsere Helden befanden sich ja in einem leichten Formtief und konnten bestimmt nicht auf unsere Unterstützung verzichten. Also wurde nach der Rechnung gefragt. Dabei beschlich uns ob der Völlerei doch ein leicht ungutes Gefühl. Aber auch hier überstieg keine Summe die 17 Euro!!!! Prag wurde uns noch sympathischer und wir machten uns gut gestärkt (ich sogar zu gut gestärkt!!!!) mit der Straßenbahn auf den Weg zur Generali-Arena.

Da wir allerdings recht früh zum Stadion aufgebrochen waren, hatte natürlich außer dem Fan-Shop noch nichts geöffnet. Und dort holte den trikotsammelnden Viajero dann die Realität ein. Das bisher so preiswerte Prag endete bei den Trikotpreisen. Diese bewegten sich erschreckender Weise auf Bundesliganiveau und aus dem eingeplante Schnäppchen wurde nichts. (Mittlerweile hat sich das Problem dank einer elektronischen Versteigerungsplattform erledigt und ein Trikot von Sparta Prag ist unter der laufenden Nummer 1113 in meiner Sammlung zu finden. Der Sponsor ist zwar nicht mehr aktuell aber dafür hat das Trikot incl. Versand auch nur 6,04 Euro gekostet!!!!)

Diese Enttäuschung musste natürlich verarbeitet werden und es fand sich in Stadionnähe eine Lokalität, die unser Ansinnen unterstützen konnte. Auch hier waren die Preise äußerst konsumfreundlich. Aber mein körperliches Volumen hinderte mich daran, weiter dem Bierkonsum zu frönen. Mein sportlicher Körperbau hatte nur eine begrenzte Aufnahmekapazität und das Angebot überstieg diese nach der Nahrungsaufnahme im Laufe des Tages!!!!

Also ging es nach unterschiedlicher Getränkezahl in Richtung Stadion, wo kurz nach unserem Eintreffen die Tore geöffnet wurden. Nach einer kurzen Wartezeit erwiesen sich die in hoher Qualität ausgedruckten Eintrittskarten als scannertauglich und wir hatten das eigentliche Ziel unserer Reise erreicht. Die Prager Stadionwurst wurde probiert und für gut befunden, das alkoholfreie Bier allerdings verschmäht. (War meinem vollen Magen auch ganz recht!!!!)

Und dann erfolgte die übliche Stadionbesichtigung auf dem Weg zu unseren Plätzen. Dort wurden wir Zeuge, wie es zu einer Entlassung des Kameramannes hinter dem Schalker Tor kam. Und da ich gerade mit einer Fotokamera hantierte, beförderte mich der Aufnahmeleiter (und das ging ganz geschwind) an der Kamera 4 zum Kamerakind!!!!

Die Regieanweisungen erfolgten glücklicherweise in englischer Sprache, so dass es zu einer reibungslosen Übertragung kam. Aus der Heimat wurde berichtet, dass mein Kameraschwenk auf die Viajeros es ins internationale Fernsehen geschafft hat!!!!

Da wir diesmal die Karten auf einer frei zugänglichen Plattform erworben haben, saßen wir natürlich überwiegend mit einheimischen Fans zusammen. Und wenn man den gegnerischen Torjubel nicht als üble Provokation empfindet und sich beim Tor der eigenen Mannschaft nur untereinander abklatscht, können Anhänger unterschiedlicher Vereine auch ein Fußballspiel verfolgen ohne sich prügeln zu müssen. Es kam sogar zu einem (aus sprachlichen Gründen allerdings begrenzten) verbalen Austausch untereinander!!!

Wir haben uns also wieder vorbildlich verhalten und im Gegensatz zu anderen Anhängern unseres Vereins nicht gegen Auflagen der UEFA verstoßen. Wenn Bürotechnik verboten ist, ist sie verboten. Dann haben Locher, Tacker und Kopierer im Stadion nichts verboten. Obwohl es maßlos überzogen ist, diese Leute zu kriminalisieren. Bürotechnik ist schließlich kein Verbrechen!!!!

Zu unserem vorbildlichen Auftreten sprang bei diesem Spiel auch endlich mal ein sportlicher Erfolg heraus. Durch das 1:1 haben die Viajeros endlich ihren ersten europäischen Auswärtspunkt eingefahren. Das Tor durch Johannes Geis wurde übrigens durch eine ganz exzellente Kameraführung in ganz Europa übertragen!!!!

Der Schlusspfiff machte uns aber auch bewusst, dass wir mittlerweile seit gut 24 Stunden auf den Beinen waren und die Frage nach einem Absacker erübrigte sich schon alleine dadurch, dass keine Lokalität einigermaßen einladend auf uns gewirkt hat und der Weg zum Bahnhof bei dem Verhältnis der Transportfrequenz der Straßenbahn und der zu transportierenden Menschen besser zu Fuß bewerkstelligt werden sollte. Aber was soll‘s? Fünf erfahrende Reisende, aufgeputscht durch den sportlichen Erfolg und angetrieben durch die Aussicht auf ein Bett, bewältigen die gut 5 Kilometer durch die Prager Nacht im Geschwindschritt und waren pünktlich drei Minuten nach der letzten S-Bahn am Bahnhof. Egal, wir können ja auch Bus fahren. Hätten wir bestimmt auch gekonnt, wenn uns jemand den Fahrplan übersetzt und das System der Haltestellen erklärt hätte. Hat aber niemand gemacht und jetzt blieb uns als letzter Ausweg nur noch ein Taxi. Ein Taxi war auch wirklich relativ schnell angehalten. Aber auch in Prag haben sich die Personenbeförderungsrichtlinien und die dortige Straßenverkehrsordnung mittlerweile so viel Respekt verschafft, dass der Fahrer weder für gute Worte noch für Geld bereit war, fünf Personen in einem Fahrzeug mitzunehmen.

Also haben wir ihn mit aller sprachlichen Gewandtheit dazu animiert, uns doch ein entsprechendes Fahrzeug zu organisieren. Und während er noch telefoniert, kommt ein Taxi, das irgendwie aussieht, als könnte es 5 Fahrgäste transportieren. Wir sind dann mal davon ausgegangen, dass das Taxi für uns ist und sind teilweise unter akrobatischen Verrenkungen eingestiegen. Unterdessen änderte sich die Laune des telefonierenden Kollegen und es stand plötzlich eine andere Fünfergruppe am Wagen. Ich konnte das Geschehen von meinem Notsitz hinten nur grob wahrnehmen, bekam aber mit, dass unser Kommunalbeamte das Fahrtziel angab und die sofortige Abfahrt anordnete!!!! Dann ging es auf den vorderen Sitzen wohl darum, dass unser Hotel dem Fahrer nicht bekannt war aber der Orientierungssinn, das Erinnerungsvermögen und das weltmännische Auftreten von den Jungs in der Dreierreihe vor mir war wohl dermaßen beeindruckend, dass der Fahrer uns in Weltrekordzeit vor der Hoteltür absetzte und nicht einmal ein erhöhtes Beförderungsentgelt von uns verlangte.

Leider hatte der Bierausschank mittlerweile geschlossen, aber in unserem Kühlschrank auf dem Zimmer fanden sich noch einige Weißblechgebinde aus dem Reiseproviant, damit wir den Tag bei einem allerletzten Bier gemeinsam Revue passieren lassen konnten. Das Erreichen der Nachtruhe war nach all dem Erlebten nur eine Formalität!!!!

Auf einen kurzen aber ausreichenden Erholungsschlaf folgte (zumindest auf dem Beamtenzimmer) eine ausführliche Körperreinigung und man versammelte sich nach und nach im Frühstücksraum. Im richtigen Frühstücksraum und nicht im Bierausschank des vergangenen Tages. Und was ich dort erlebte, ließ mich zusammenbrechen. Ich bin jetzt wirklich nicht für eine ausführliche Nahrungsaufnahme am Vormittag bekannt aber leere Teller und Tabletts auf spärlichen Tischen machten mich sprachlos. Und das lag nicht daran, dass die bereits am Tisch sitzenden Viajeros den angebotenen Speisen unmäßig zugesprochen haben!!!! Dass auch nichts nachgelegt wurde, entsprach dem Gesamteindruck des Hotels, das bei Holiday-Check wohl keine Weiterempfehlung bekommen würde.

Da aber relativ zeitnah auch noch das Sightseeing 2.1 stattfinden sollte, sollte der Aufenthalt im Hotel schnellstens beendet werden. Was aber nicht so einfach war. Ein leicht überforderter aber sehr hilfsbereiter Portier schaffte es mit einigen Schwierigkeiten, dass wir die Rechnung begleichen konnten aber dann kam es!!!! Wir haben freundlich gefragt, ob wir bei ihm jeweils ein Ticket für die Straßenbahn kaufen können. Eine zusätzliche Nervosität überkam den Mann hinter dem Tresen, als wir bestätigten, dass jeder von uns ein Ticket benötigt, es sich also um eine Bestellung von insgesamt fünf Fahrkarten handelt. Er öffnete eine Schublade, die eine Kasse zu sein schien und angelte sich ein kleines Eimerchen in das schätzungsweise 5 Liter passten. Dann suchte er in dieser Schublade das Münzgeld zusammen und schüttete es in das Eimerchen. Das alles in fliegender Hast und mit einem entschuldigenden Lächeln rannte er aus der Tür. Dann tat sich nichts mehr und wir haben schon überlegt, ob wir Zeuge eines Kassenraubes geworden sein könnten. Und es dauerte tatsächlich eine knappe Viertelstunde bis der Mitarbeiter freudestrahlend mit seinem recht leeren Eimerchen auf uns zukam und uns die Fahrkarten in die Hand drückte. Wir bedankten und verabschiedeten uns und verließen mit unserem Gepäck das Hotel in Richtung Bahnhof. Und nach ein paar Metern verstanden wir das Verhalten des Hotelmitarbeiters. Die Fahrkarten wurden offensichtlich nicht im Hotel verkauft, sondern an einem Automaten am Bahnsteig und dieser Automat nahm keine Scheine entgegen. Und um den Fahrpreis von knapp 700 Kronen mit Münzgeld zu bezahlen, deren größter Wert aus 20 aber überwiegend aus 1, 2 und 5 Kronenmünzen bestand, erfordert es halt ein kleines Eimerchen mit Münzen und etwas Zeit. Der fleißige Portier wurde von uns im Nachhinein zum verdienten Helden der Arbeit erklärt und wir nahmen uns vor, ihn zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Bier hochleben zu lassen.

Konzentriert wurde im Zug wieder auf die richtige Haltestelle gewartet und es begann der gemütliche Teil unseres Ausfluges, ohne den belastenden Druck des sportlichen Ergebnisses im Rücken zu spüren.

Und die Stadt zeigte sich weiterhin von ihrer schönsten Seite. Strahlender Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen machten den Spaziergang durch verwinkelte Gassen der Altstadt zu einem Vergnügen. Und überall sah man Schalker, die einen ähnlichen Tagesplan wie wir hatten.

Verlebten wir die bisherige Reise in friedlichster Harmonie, trübte dann die Boshaftigkeit mehrerer Viajeros die Stimmung. Die Sportkameraden Förster und Kolleker fanden ein Geschäft, in dessen Schaufenster Perücken feilgeboten wurden und hatten von dem Moment an nichts besseres zu tun als mich wegen meines (zugegebenerweise) teilweisen recht schütteren Haupthaares zu hänseln. Und auch die übrigen Mitreisenden zeigten ihren wahren Charakter und machten mit. Auf meine Gefühle wurde keine Rücksicht genommen, ich musste mich sogar vor dem Schaufenster ablichten lassen. Hohn und Spott wurden auf mich gekübelt, trotzdem ließ ich mich nicht zu Gewalttätigkeiten hinreißen, sondern schlug vor, das mir angebotene Entschuldigungsbier anzunehmen und die üble Verfehlung meiner Mitreisenden auf sich beruhen zu lassen.

Der weitere Weg führte uns an die Moldau und auf den Jan-Hus-Platz. Dort konnten wir unsere Serie fortsetzen und trotz unserer bisherigen Reisetermine in der Außengastronomie in historischer Kulisse bei strahlendem Sonnenschein ein (oder auch zwei) Bier trinken. Herrlich war es, dass man überall Schalker sah. Touristenbusse, Pferdekutschen, Taxis und andere Verkehrsmittel waren mit Schalker Schals versehen und überall wurde das Schalker Trikot getragen!!!! Allerdings musste dieser Kulisse Tribut gezollt werden, denn der halbe Liter einheimischen frisch gezapftes schlug an dieser Örtlichkeit mit umgerechnet 2,50 Euro zu Buche. Ein für die Stadt horrender aber trotzdem immer noch mehr als angemessener Betrag.

Allerdings gibt es dort Buden, die sich der prächtigen Kulisse durchaus bewusst sind und dementsprechende Preise nehmen. Unser Dirk konnte dem Prager Schinken nicht widerstehen und erwarb ein kleines Stück von knapp 1500 Gramm für schlappe 49 Euro!!!! Mit äußerst minderwertigem Plastikbesteck ließ er uns an der Köstlichkeit teilhaben und wir waren froh, dass wir einen Happen ergattern konnten. Denn leider passierte unserem Dirk (wem auch sonst?) dass Unglück, dass der wackelige Tisch, das unförmige Stück Fleisch, das Besteck und die Schwerkraft eine Eigendynamik entwickelten, die damit endete, dass der Schinken auf dem Prager Marktplatz endete. Nein, geendet ist er dort nicht. Während der Dirk traurigem Blickes dem entgangenen Gaumenschmaus nachtrauerte, hob irgendeine Existenz aus dem Umfeld der Hinterhofszene das Stück Fleisch auf und machte sich damit auf und davon!!!!

Um den guten Gesamteindruck der Auswärtsreise nicht zu gefährden, verließen wir den Markt und wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, standen wir plötzlich wieder vor dem netten Gasthaus, wo wir den gestrigen Nachmittag verbracht haben! Und bevor wir überlegen konnten, hatte uns schon jemand an diesem Faden hineingezogen und wir nahmen unsere Stammplätze ein. Kaum hingesetzt, stand auch schon wieder ein frisch gezapftes Budweiser vor uns und wir beschlossen, die Wartezeit bis zur Rückfahrt in dieser sehr angenehmen Örtlichkeit zu verbringen. Aber irgendwann geht alles zu Ende und wir machten uns auf den Weg zur Busbahnhof. Allerdings nicht ohne in einem Supermarkt ein wenig Reiseproviant mitzunehmen. Da wir aber dann aber doch ein wenig überpünktlich waren, kehrten wir nochmal in die Kaffeebar ein, um ein allerletztes Prager Getränk zu uns zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit verirrte sich ein Kaffeelöffel in unsere Taschen und trat mit uns die Heimreise nach Deutschland an.

Dieses Mal startete der Bus seine Fahrt allerdings in Prag und es bestand nicht die Gefahr, dass die guten Plätze von irgendwelchen stinkenden Subjekten besetzt waren. Um aber jedes Risiko zu minimieren, reihte sich unser Nahverkehrsprofi direkt ganz vorne in der Warteschlange ein. (Er hat sich nicht vorgedrängt, er hat sich nur am vorderen Ende der Schlange angestellt!) So kamen wir für die Rückfahrt zum Teil in den Genuss einen Platz mit Tisch zu haben. Uns gegenüber saß ein Pärchen, das dann für die Unterhaltung sorgen sollte. Er war ein vollkommen normaler Kerl, ca. 30 Jahre alt und machte einen sympathischen Eindruck. Aber der stand sowas von unter dem Pantoffel, dass er uns wirklich leid tat. Er bekam mehrfach lautstarke Verweise von seiner Herrin für Vergehen wie unerlaubt reden, nichtgenehmigter Verzehr von Bier, falsche Sitzhaltung und es wurde sogar körperlich, als er ihr Händchen halten wollte. Man konnte sein Bier an ihrem Gemüt kühlen. Ich persönlich bedankte mich innerlich für mein Eheglück, auch wenn es zum falschen Verein hält!

Und so flog die Zeit und nach einer kleinen Augenpflege waren wir schon wieder in Essen am Hauptbahnhof. Passend dazu war uns kurz vorher das Bier ausgegangen und wir suchten die Reisegelegenheit nach Hause. Dazu trennten sich unsere Wege, da der Sportkamerad Förster ja mittlerweile nach Essen übergesiedelt ist. Unser Bus nach Oberhausen hielt allerdings an seiner Endhaltestelle, so dass er durchaus mit uns hätte fahren können. Dieses wurde ihm mittels der neumodischen Kommunikation per whattsapp mitgeteilt. Diese Nachricht erreichte ihn am Essener Hauptbahnhof, wo er immer noch auf den vermeintlich richtigen Bus wartete.

Wir dagegen trafen am Samstag um 07.38 Uhr in Oberhausen ein und ob ihr es glaubt oder nicht, wir konnten nicht ohne ein Begrüßungsbier in den Bus zur Bachstraße steigen. Und wir genossen die Blicke der Passanten, die größtenteils auf dem Weg zur Werktätigkeit waren, Jawohl!!!! Aber auch diese Flasche war irgendwann leer und es ging unwiderruflich mit dem SB 94 auf die letzte Etappe. Auf den letzten Metern wurde dann der Kaffeelöffel aus Prag noch einer würdigen Person verliehen aber der Kommunalbeamte lehnte die Ehrung ab. Er ist mittlerweile im Cervesius in der Andenkenecke zu besichtigen. (Der Löffel, nicht der Lawatzki!) Mal sehen, aus welcher Stadt das nächste Andenken kommt!!!!
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